PRÄSES NIKOLAUS SCHNEIDER UND DIE SEELSORGERLICHE BEGLEITUNG BEIM SUIZID

Der Präses der EKD würde eine organisierte Suizidbeihilfe seelsorgerlich begleiten, wenn er darum gebeten werde. So ließ er Journalisten auf Befragen wissen. Hier ist eine Klarstellung vonnöten:  Seelsorge gilt allen aber nicht allem. Ärztlich assistierter Suizid ist nach dem Verständnis christlicher Ethik  nicht zu bejahen, erst recht nicht die seelsorgerliche Begleitung eines selbstbestimmten Sterbens. Präses Schneider hat mit seiner Stellungnahme zur seelsorgerlichen Begleitung bei der Selbsttötung ein Seelsorgeverständnis zum Ausdruck gebracht, das Sünde begleitet anstatt ihr entgegenzutreten. Die ökumenische Gemeinsamkeit, jede Form aktiver Sterbehilfe zu verneinen, ist  aufgegeben worden, die Trennung zwischen den Konfessionen vertieft. Man profiliert sich als Menschenversteher, spielt die vermeintliche Liebe zum Menschen und den Willen Gottes gegeneinander aus. Und das zu Lasten gemeinsamer christlich-ethischer Grundsätze. Hier offenbart sich für die evangelische Kirche ein ethischer Relativismus, der sich mehr von Menschengfälligkeit und Zeitgeist leiten lässt als vom Wort Gottes.

Als „ethisch verwerflich“ verurteilte die Bischofskonferenz der kath. Kirche die öffentliche Duldung und Förderung jeder Form von institutionalisierter Suizidhilfe, „deren hauptsächlicher Zweck darin besteht, Notleidenden eine schnelle und effiziente Möglichkeit für die Selbsttötung anzubieten.“ Es sollte ökumenisch-ethischer Konsens sein, dass es niemand zusteht, über Wert und Unwert menschlichen Lebens zu entscheiden und dieses vorzeitig zu beenden. „Das Leben eines jeden Menschen – gerade auch des hilfsbedürftigen, alten, kranken und verzweifelten – ist unbedingt zu schützen.“

Seelsorgerliches Handeln setzt sich ein für eine Förderung palliativ-medizinischer Versorgung und Ausweitung der Hospizangebote für Sterbenskranke. Die begleitende Seelsorge an Sterbenskranken lässt sich leiten vom Gebet, vom Evangelium, dem Zuspruch christlicher Hoffnung auf das ewige Leben, von Beichte und vergebener Schuld und dem Empfang des heiligen Abendmahles. So ist sie christuszentriert mit der Zuversicht des geöffneten Himmels.

Ulrich Rüß